Aus Das deutschsprachige Scratch-Wiki
Neben dem Einbinden von fertigen Musikdateien erlaubt Scratch auch das eigene Erstellen von Musikstücken. Die Befehle dazu sind im Artikel Musik erklärt. In diesem Artikel geht es um eine kurze Einführung in die Theorie, wie man ein Musikstück selbst komponieren kann.
Wiederholungen und Veränderungen
In jedem Musikstück geht es um eine Balance zwischen Wiederholungen und Veränderungen.
Fehlende Veränderung
Wenn sich die gespielten Noten nur wiederholen, wird die Melodie zu schnell langweilig und uninteressant:
Wenn die grüne Flagge angeklickt wiederhole fortlaufend spiele Ton (60) für (0.25) Schläge spiele Ton (64) für (0.5) Schläge spiele Ton (60) für (0.25) Schläge spiele Ton (60) für (0.25) Schläge spiele Ton (62) für (0.75) Schläge ende
Fehlende Wiederholung
Wenn die Wiederholung fehlt, haben wir eine komplett zufällig aufeinanderfolgende Tonfolgen, das ist noch keine richtige Melodie. Im folgenden Beispiel wurden die Noten der Pentatonischen Tonart verwendet, damit aufeinanderfolge Töne keine Dissonanzen haben, trotzdem fehlt hier noch die Wiederholung von wiederkehrenden Elementen:
Wenn die grüne Flagge angeklickt lösche alles aus [myscale v] füge (60) zu [myscale v] hinzu füge (62) zu [myscale v] hinzu füge (64) zu [myscale v] hinzu füge (67) zu [myscale v] hinzu füge (69) zu [myscale v] hinzu wiederhole fortlaufend spiele Ton (Element(Zufallszahl von (1) bis (5)) von [myscale v]) für ((Zufallszahl von (1) bis (5))/(4)) Schläge ende
Takt und Rythmus
Ein Musikstück unterteilt sich in Takte. Alle Noten und Pausen innerhalb eines Taktes ergeben die gleich Summe. Beim 4/4-Takt ist die Summe ein ganzer Schlag. Neben dem 4/4-Takt sind andere übliche Takte zum Beispiel 2/4 Takt, 3/4 Takt. Üblicherweise beginnt jeder Takt mit einer Note auf dem ersten Takt.
Rythmisches Motiv
Ein rythmisches Motiv ist ein ca. 1 bis 2 Takte langer Baustein. Beim Rythmus-Motiv werden nur Notenlägen beachtet, keine Tonhöhen. Neben ganzen, halben, viertel, achtel,...-Noten können auch Pausen vorkommen.
Ein Beispiel für ein einfaches rythmisches Motiv im 4/4-Takt ist
Wenn die grüne Flagge angeklickt wiederhole fortlaufend spiele Schlaginstrument (6) für (0.25) Schläge spiele Schlaginstrument (6) für (0.25) Schläge spiele Schlaginstrument (6) für (0.5) Schläge ende
Rythmische Motive abwandeln
Ein rythmisches Motiv kann u.a. über die folgenden Techniken abgewandelt werden:
- Ersetzen einzelner Noten durch mehrere kürzere oder einzelne längere oder durch Pausen
- Verdoppeln oder halbieren aller Längen (damit verkürtzt oder verlängert sich das Motiv)
Beispiel für das vorige rythmische Motiv mit Abwandlung durch Pause:
Wenn die grüne Flagge angeklickt wiederhole fortlaufend spiele Schlaginstrument (6) für (0.25) Schläge spiele Schlaginstrument (6) für (0.25) Schläge spiele Schlaginstrument (6) für (0.5) Schläge spiele Schlaginstrument (6) für (0.25) Schläge pausiere (0.25) Schläge spiele Schlaginstrument (6) für (0.5) Schläge ende
Beispiel für Abwandlung durch Streckung:
Wenn die grüne Flagge angeklickt wiederhole fortlaufend spiele Schlaginstrument (6) für (0.25) Schläge spiele Schlaginstrument (6) für (0.25) Schläge spiele Schlaginstrument (6) für (0.5) Schläge spiele Schlaginstrument (6) für (0.5) Schläge spiele Schlaginstrument (6) für (0.5) Schläge spiele Schlaginstrument (6) für (1) Schläge ende
Zusammensetzung zweier Motive
Zwei Motive können beliebig zusammengesetzt werden. Üblicherweise ist das erste Motiv das Hauptmotiv. Das Nebenmotiv kann auch kürzer oder länger sein.
Eine Melodie konstruieren
Melodisches Motiv
Ein melodisches Motiv ist die kleinste Einheit aus der wir unser Musikstückzusammenbauen. Ein tpyisches Motiv ist ein paar Noten lang. Wie beim rythmiaschen Motiv kann es ein Haupt- und ein Nebenmotiv geben.
Beispiel für ein Haupt- und ein Nebenmotiv aus dem Musikstück "Places":
spiele Ton (60) für (0.25) Schläge spiele Ton (64) für (0.125) Schläge spiele Ton (62) für (0.125) Schläge spiele Ton (64) für (0.5) Schläge
und als Nebenmotiv
spiele Ton (62) für (0.5) Schläge spiele Ton (64) für (0.5) Schläge
Beachte dass das melodische Motiv auch Takte beinhaltet - diesselben Tonfolgen können durch einen anderen Takt komplett unterschiedlich wirken.
Melodisches Motiv abwandlen
Ein melodisches Motiv kann u.a. über die folgenden Techniken abgewandelt werden:
- Anheben oder Absenken aller Notenhöhen des Motivs um denselben Wert
- Verlängern oder Verkürzen des Intervalls zwischen zwei Noten oder aller aufeinanderfolgenden Noten
- Transponieren einer oder aller darauffolgenden Noten um eine Oktave nach oben oder unten
- Wechsel der Tonart (siehe Tonarten weiter unten)
- Umkehrung (Inversion), transponierte Umkehrung, Umkehrung mit gleichen Intervallen
- Krebs (Retrograde)
Beispiel für das Anheben der Noten in Haupt- und Nebenmotiv um jeweils 3 weiße Tasten:
spiele Ton (60) für (0.25) Schläge // Haupmotiv spiele Ton (64) für (0.125) Schläge spiele Ton (62) für (0.125) Schläge spiele Ton (64) für (0.5) Schläge spiele Ton (62) für (0.5) Schläge // Nebenmotiv spiele Ton (64) für (0.5) Schläge spiele Ton (65) für (0.25) Schläge // Haupmotiv angehoben spiele Ton (69) für (0.125) Schläge spiele Ton (67) für (0.125) Schläge spiele Ton (69) für (0.5) Schläge spiele Ton (67) für (0.5) Schläge // Nebenmotiv angehoben spiele Ton (69) für (0.5) Schläge spiele Ton (71) für (0.25) Schläge // Haupmotiv erneut angehoben spiele Ton (74) für (0.125) Schläge spiele Ton (72) für (0.125) Schläge spiele Ton (74) für (0.5) Schläge
Motiv, Phrase, Periode, Thema
Motiv, Phrase, Periode und Thema verhalten sich ungefähr so zueinander wie „Wort“, „Teilsatz“, „Satz“ und „Strophe“ in einem Gedicht.
Phrasen
Durch Wiederholung und Kombination von Motiven (oft zwei) entstehen sogenannte Phrasen. Phrasen sind zu einander typischerweise durch Pausen abgegrenzt. Phrasen die auf einen Ton des Grundakkords (C, E, G in C-Dur) wirken eher abgeschlossen (beim Grundton) oder suggerien vorübergehende Ruhe.
Phrasen die auf anderen Tönen enden erwarten hingegen eine Fortführung. In der Analogie zum Satzteil wäre Ersteres mit einem Punkt/Strichpunkt und Letzteres mit einem Beistrich abgeschlossen.
Im Gegensatz zu Motiven sind Phrasen immer ein vielfaches von ganzen Takten.
Periode
Eine Periode entspricht einem Satz, der aus zwei Phrasen besteht, der "Frage" und der "Antwort". Die Frage-Phrase endet mit Fortführung oder vorübergehende Ruhe. Die Antwort-Phrase endet mit einem Abschluss, üblicherweise durch den Grundton.
Neben Perioden können Phrasen auch in Gruppen mit 3 oder mehr Phrasen zusammengesetzt werden. Diese können zum Beispiel die Struktur Frage-Frage-Antwort haben.
Mehrstimmigkeit und Begleitung
In Scratch kannst du leicht mehrere Instrumente gleichzeitig spielen lassen. Damit kannst du dir sozusagen deine eigene Band oder dein eigenes Orchester zusammenstellen.
Oft werden neben einer Melodiestimme ein Bass und ein Schlagzeug eingesetzt. Die Bassstimme sollte tiefer als die Melodiestimme spielen, da die höhere Stimme als Leitstimme wargenommen wird. Die Bassstimme hat wie das Schlagzeug die Aufgabe für die rythmische Begleitung zu sorgen. Eine ganz einfache Bassbegleitung kann aus nur zwei Tönen bestehen, die sich im Laufe des Stückes ändern.
Ein einfaches Beispiel dazu findet sich in diesem Projekt:
Schau' dir dieses Projekt auf der Scratch-Webseite an...
Tonarten
Dur-geschlechtliche Skalen
Ionisch (I, C-Dur)
Die bekannteste Tonleiter, du verwendest hier nur die weißen Tasten. Musik in Dur klingt fröhlich und hell.
Lydisch (IV)
Lydisch ist der C-Dur sehr ähnlich, hat aber den ersten Halbtonschritt zwischen Fis und G. Melodien in der Lydischen Tonart klingen mystisch, mysteriös und hell.
Von C ausgehend werden folgende Tasten verwendet:
Mixolydisch (V)
Mixolydisch ist ebenfalls der C-Dur ähnlich, hat aber den zweiten Halbtonschritt nach vor zwischen A und B verschoben. Melodien in der Mixolydischen Tonart klingen Blues-artig, fröhlich mit einem dunkleren Unterton.
Pentatonisch-Dur
Die Pentatonische Skala ist aus der C-Dur abgeleitet und verwendet keine Noten die zu einander einen Halbtonschritt haben. Damit kann jeder Ton auf jeden anderen folgen, es fehlt aber ein bisschen die Spannung in der Melodie. Pentatonische Skalen finden sich oft in Kinderliedern.
Moll-geschlechtliche Skalen
Äolisch (VI, C-Moll)
Melodien in Moll klingen ernst und traurig.
Dorisch (II)
Dorisch ist Moll sehr ähnlich, bringt aber einen süßen Unterton mit sich.
Phrygisch (III)
Melodien in der phrygischen Tonart klingen dunkel, spannungsgeladen und exotisch.
Pentatonisch-Moll
Die auf fünf Noten reduzierte Version von Moll. Der traurig-ernste Ton von Moll bleibt erhalten, aber es gibt keine Halbtonschritte. Auch hier können Noten in beliebiger Reihenfolge hintereinander gespielt werden.
Weder Dur noch Moll
Lokrischer Modus (VII)
Der Lokrische Modus ist schwierig einzusetzen, da Melodien darin typischerweise discordant und unabgeschlossen gelten. Dieser Modus wird eher selten eingesetzt, findet aber im Jazz Verwendung.
Akkorde
Ein Akkord ist in der Musik das gleichzeitige Erklingen unterschiedlicher aber zu einander passender Töne. Bei drei Tönen spricht man auch von einem Dreiklang. Neben dem gleichzeitigen Spielen der Töne können die Töne auch hintereinander gespielt werden und so eine Melodie konstruiert werden.
Die Hauptdreiklänge beginnen jeweils auf einer Grundnote und schließen dann die nächsten beiden Noten im Abstand einer Terz ein (d.h. mit einer weißen Taste Abstand dazwischen). Wenn wir von den Noten der C-Dur-Tonleiter ausgehen, bekommen wir so 7 Akkorde. Interessanterweise haben einige einen Dur-Klang (hell, freundlich) und einige einen Moll-Klang (ernst, traurig). Die Dur-Akkorde sind mit Römischen Zahlen in Großbuchstaben beschriftet, die Moll-Klänge mit kleinen Buchstaben. Akkord vii stellt eine Ausnahme da, weil er weder Dur noch Moll zuzordnen ist.
Akkord I
Akkord ii
Akkord iii
Akkord IV
Achtung, eigentlich wäre hier das hohe C zu spielen, aber selbst mit dem mittleren C ist es grundsätzlich der gleiche Akkord.
Akkord V
Eigentlich wäre hier das hohe D zu spielen, aber selbst mit dem mittleren D ist es grundsätzlich der gleiche Akkord.
Akkord vi
Auch hier wären C und E wären aus der nächsthöheren Oktave zu spielen.
Akkord vii
Hier wären D und F aus der nächsthöheren Oktave zu spielen.
Akkordfolgen
Beim Wechsel von einem Akkord zu einem anderen gibt es gewisse Abfolgen, die gut klingen, das folgende Diagramm zeigt welchen Weg man von einem Akkord weg nehmen kann. Du kannst natürlich auch kreativ sein und von diesem Schema abweichen!
Eine mögliche Melodie aus den Akkorden I->vi->ii->I wäre also:
Wenn die grüne Flagge angeklickt wiederhole fortlaufend spiele Ton (60) für (0.25) Schläge //diese Töne spiele Ton (64) für (0.25) Schläge spiele Ton (67) für (0.25) Schläge spiele Ton (60) für (0.125) Schläge spiele Ton (60) für (0.125) Schläge //bis hier kommen aus Akkord I pausiere (1) Schläge spiele Ton (69) für (0.25) Schläge //diese Töne spiele Ton (72) für (0.25) Schläge spiele Ton (76) für (0.25) Schläge spiele Ton (69) für (0.125) Schläge spiele Ton (69) für (0.125) Schläge //bis hier kommen aus Akkord vi pausiere (1) Schläge spiele Ton (62) für (0.25) Schläge //diese Töne spiele Ton (65) für (0.25) Schläge spiele Ton (69) für (0.25) Schläge spiele Ton (62) für (0.125) Schläge spiele Ton (62) für (0.125) Schläge //bis hier kommen aus Akkord ii pausiere (1) Schläge spiele Ton (60) für (0.25) Schläge //diese Töne spiele Ton (64) für (0.25) Schläge spiele Ton (67) für (0.25) Schläge spiele Ton (60) für (0.125) Schläge spiele Ton (60) für (0.125) Schläge //bis hier sind wieder aus Akkord I. pausiere (1) Schläge ende